Ich habe ja nun schon so einiges an Kameras hinter mir.
Und es waren einige Messucherkameras dabei, die extrem Lchtstarke Yashica Lynx 14 E mit ihrem 45mm 1,4er Yashinon, eine Vivitar mit 40mm 1,7 in meinen Jugendjahren, die Leica CL als Einstieg ins M-System und in Folge digital eine M8.
So sagte ich gestern (mit 4 Kameras aus 3 Systemen im Haus) zu meiner Frau, das es ja nun reicht und nun erstmal keine Kamera mehr gekauft wird. Ein Vorsatz der genau bis heute Nachmittag um 17:33 Uhr hielt. Da schleppte meine Frau mich in den hiesigen Diakonieladen um dort einen Webrahmen zu erstehen. Und da in einer Vitrine war sie, hinten in der Ecke, flehte mich aus ihre Lederbereitschaftstasche an und rief:
„Erlöse mich, benutze mich, das mein Verschluss wieder rennt und meine Blende nicht verharzt!“
Ich versuchte mich zu wehren und der Versuchung zu widerstehen: „Ich brauche Dich nicht, ich habe schon mehr Kameras als ich tragen kann! Und noch eine analoge Kamera, das ist zuviel des Guten!“
„Erinnere Dich an die Liebe deiner Jugendzeit, die kleine Vivitar, die immer dabei war … Noch heute hast Du Bilder aus ihr – und ich bin nicht teuer. Ich bin billig und willig!“ lockte mich die kleine Schwarze und mein Blick ging zur Verkäuferin, die mich ermutigte sie herauszunehmen aus ihrem gläsernen Gefängnis. Nun ja, was soll ich sagen:
Revue 400SE mit Revuenon 40mm 1:1,7
Da hatte sie gewonnen die schicke kleine Schwarze, vor allem als ein kurzer Check ergab, das der Belichtungsmesser noch zuckte und der Verschluss ging. Auch die Blendenautomatik funktionierte noch.
Die Blendenautomatik ist leider auch die Archillesverse der 400SE (und ihrer kleineren nicht so lichtstarken Schwestern). Wenn die Blende verharzt ist öffnet sie beim Durchdrücken des Auslösers gar nicht mehr oder nur teilweise und die Bilder werden nichts. Deshalb ist die Funktion der Blende bei dieser Kamera immer zu prüfen. Die Blende kann man bei der 400SE nicht manuell einstellen, sie wird immer automatisch gebildet zur vorne am Objektiv voreingestellten Zeit. Eine Belichtungskorrektur kann nur über die Umstellung der Filmempflichkeit (unten vorne am Objektiv) erfolgen.
Zum Blitzen hat die Kamera eine einfache aber geniale Blitzautomatik. Man stellt an einem zweiten Ring die Automatik ab und die Leitzahl des Blitzes für die jeweilige Empfindlichkeit ein. Die Kamera öffnet dann die Blende entsprechend der mit dem Messucher eingestellten Entfernung.
Die Revue 400 SE von oben
Vom Gehäuse aus gut zu sehen:
– Der Ring für die Blenden- bzw. Blitzautomatik, an dem ggf. die Leitzahl des Blitzes eingestellt wird.
– Die Entfernungseinstellung.
– Und der Ring zur Zeitenwahl vorne am Objektiv.
Der Messucher hat keine Parallaxenkorrektur, für den Nahbereich gibt es nur Markierungen, die etwa den Bildausschnitt zeigen. Die jeweils von der Automatik eingestellte Blende wird rechts im Sucher angezeigt. Der Mischbildentfernungsmesser ist gut sichtbar, der Sucher und das Mischbildfeld aber wesentlich kleiner als der Sucher einer Leica CL oder gar einer Leica M.
Das Gehäuse ist sehr solide aus Messing gearbeitet und die Kamera liegt gut in der Hand. Das Filmeinlegen ist dank aufklappbarer Rückwand (Entriegelung wie bei vielen alten Kameras durch Herausziehen der Rückspulkurbel) und Dreischlitzspule ein Kinderspiel.
Der erste Film ist drin und die Kleine darf nun bald zeigen, was sie kann.
Zum gutem Schluss noch ein paar Kleinigkeiten:
Die Kleine hat Messwertspeicherung. Wenn man den Auslöser nicht ganz durchdrückt wird die Blende eingestellt und diese Einstellung bis zum Auslösen oder wieder Loslassen gehalten.
Sie braucht 675er Quecksilberbatterien. Diese gibt es nicht mehr! Aber 675er Zink/Luft Hörgerätebatterien sind ein guter Ersatz (halten ca 4-6 Monate nach Anbruch) und im Drogeriemarkt für unter 4 Euro für 8 Stück zu haben.
Sie hat keinen Ausschalter! Der Belichtungsmesser wird durch das Abdecken der CDS-Messzelle mit dem Objektivdeckel abgeschaltet. Vergisst man das, so ist die Batterie recht fix leer. Vergisst man aber den Deckel abzunehmen, so werden die Bilder schwarz.
..na so lange die kleine Schwarze noch so nett auf dem Küchentisch Platz nimmt …prima – Dein Eheweib
Servus!
Ich nenne selbige Kamera auch seit einigen Jahren mein Eigen – leider inzwischen defekt, sie hat das Problem, das offenbar gerne auftritt: Das Objektiv, besser: Die vordere Mechanik (Zeitenring, Blendenring ganz vorne) hat sich gelockert. Ich hätte sie nicht mit einem Konverter montiert lagern sollen…
Gibt es dazu eigentlich eine Lösung, die man als halbwegs versierter Bastler angehen kann, wissen Sie das zufällig?
Beste Grüße
Tom