Immer wieder kommt die Frage auf, was denn nun besser sei, ein Fisheye Objektiv oder ein Superweitwinkel.
Hier nun meine Gedanken zum Charakter dieser beiden Objektivgattungen.
Das Fisheye:
Das Fisheye ist zunächst einmal unkorrigiert, deshalb sieht es eigentlich so wie unser Auge. Das heißt es es ist von der Projektion des Bildes her flächentreu, aber nicht winkeltreu. Alle gerade Linien, die nicht durch die Bildmitte führen werden beim Fisheye gebogen dargestellt. Aus diesem Grund wirken die Bilder aufgrund des grossen Bildwinkels verzerrt. Ein Diagonal Fisheye, welches das ganze Bild ohne schwarze Ränder ausleuchtet, hat am Kleinbild um die 15-16mm Brennweite und einen Bildwinkel von ca. 180 Grad über die Bilddiagonale gemessen.
Zenitar 16mm Fisheye an EOS 5D
Dieser Fisheye-Effekt kann richtig eingesetzt die Bildwirkung verstärken, nutzt sich aber für den Betrachter, wenn man es übertreibt auch relativ schnell ab.
Das Superweitwinkel:
Als Superweitwinkel bezeichnet man am Kleinbildformat in der Regel Weitwinkelobjektive unter 20mm Brennweite, bei APS-C Digitalkameras beginnt dieser Bereich dann bei ca. 14-16 mm. Das Superweitwinkel ist korrigiert, das heißt es stellt gerade Linien auch als gerade Linien dar. Damit ist es winkel-, aber nicht flächentreu. Das wird besonders im Bereich der Bildränder deutlich, wo Flächen förmlich in die Breite gezogen werden. Die abgebildeten Dinge verlieren, wie hier die Billardkugel ihre gewohnte Form.
Sigma 10-20mm Superweitwinkelzoom
@10mm an EOS 20D
In der Praxis eignen sich Superweitwinkel gut um die Weite der Landschaft darzustellen oder dramatisch Effekte zu erzielen. Sie betonen stark den Vordergrund und die Tiefenstaffelung eines Bildes.
Der Bildwinkel:
Bei gleicher Brennweite hat das Fisheye einen grösseren Bildwinkel als ein korrigiertes Weitwinkelobjektiv. Hier zunächst das korrigierte Weitwinkelobjektiv am KB-Vollformat der EOS 5D:
Sigma 15-30mm @ 15mm an EOS 5D
Und nun zum Vergleich das 16mm Fisheye aus der gleichen Position:
Deutlich ist zu sehen, das das immerhin 1mm längere (was im extremen Weitwinkelbereich viel ist) Zenitar dennoch einen wesentlich grösseren Bildwinkel besitzt als das Sigma Superweitwinkelzoom bei 15mm. Weiterhin sieht man gut, wie die eigentlich identischen Bilder durch die unterschiedliche Abbildung der Objektive einen ganz unterschiedlichen Charakter bekommen.
Mein persönliches Fazit:
Ich nutze beides gerne, das extreme Weitwinkel und dasDiagonal-Fisheye weil die Bildwirkung von beiden einen unterschiedlichen Charakter hat. Beides Objektivgattungen liefern ähnlich extreme Perspektiven, die man deshalb auch gezielt einsetzen muss, zum Beispiel um die Weite einer Landschaft zu betonen.
Für mich lautet deshalb die Devise:
Diagonal-Fisheye und Superweitwinkel in die Fototasche.