Die Entscheidung war:
Ein neues zweistelliges Gehäuse, z.B. eine EOS 50D oder eine gebrauchte EOS 5D Mk1.

Nach Abwägen der Vor- und Nachteile habe ich mich für die Vollformatlösung entscheiden. Samstag ist sie nun gekommen, meine neue (alte) EOS 5d. Ein Blick durch den Sucher und es war wie ein Aufwachen aus einem langem Schlaf. Endlich wieder ein großer heller Sucher, wie ich es von meinen alten analogen Spiegelreflexkameras her kannte.

Also los mit der Kamera und erst mal ein paar Fotos gemacht. Ich bin mit dem 28-70mm 2,8L USM durch die schöne Kirchheimer Innenstadt gelaufen und habe den Blick schweifen lassen. Hier gab es ein schönes Arrangement in einem Schaufenster zu sehen …

EOS 5dCanon EOS 5D + EF 28-70mm 2,8L USM @ 70mm, 1/200 Sekunde, Blende 4,0

 … dort verlockte der Brunnen am Marktplatz dazu mit Schärfe und Unschärfe zu spielen.

EOS 5D-1Canon EOS 5D + EF 28-70mm 2,8L USM @ 70mm, 1/125 Sekunde, Blende 5,6

Ein erster Zwischenstand:
Hier passt alles. Der Autofokus sitzt sauber, das Handling der Kamera ist wie ich es erwartet habe. Die Bedienung der 5D ist praktisch identisch mit der einer zweistelligen EOS. Eine Freude ist der große helle Sucher, der endlich auch eine vernünftige manuelle Kontrolle der Fokussierung ermöglicht. Die Dateien aus der Kamera sind auch bei neutralen Einstellungen bis auf Pixelebene scharf. Das hintere Display ist im Verhältnis zur 20D angenehm groß. Es ermöglicht aber trotzdem nur eine begrenzte Kontrolle der Bildschärfe, da die Bilder in der höchsten Vergößerungsstufe auf dem Display leicht unscharf wirken, obwohl sie in Wirklichkeit 100% scharf sind. Das scheint mir an der Qualität des Vorschau-JPGs zu liegen.

Doch nun zu der für mich nicht ganz unwichtigen Frage:

Taugt die EOS 5D für die Luftfahrtfotografie?
Eigentlich nimmt man zu diesem Zweck ja eher eine EOS 1D Mk II(N) oder III, oder eine der neueren zweistelligen EOS. Die nur drei Bilder pro Sekunde der Eos 5D stören mich dabei weniger, bin ich doch kein Freund von Dauerfeuerorgien, die entstehenden Daten müssen schließlich verarbeitet werden. Da schon lieber im entscheidenden Moment abgedrückt. Für eine normal Landesequenz reichen mir auch die drei Bilder pro Sekunde völlig aus.

Die entscheidende Frage ist also:
Wie sieht es mit dem Autofokus aus?
Reicht der AF im AI-Servo Modus um anfliegende Flugzeuge sicher zu verfolgen?
Vorneweg: In der Praxis war ich hier mit dem AF der EOS 20D zufrieden. Wenn man mit dem mittleren AF-Feld im AI-Servo startet, dann hatte die 20ger eigentlich nie Probleme und kam mit meinen USM Optiken immer mit. Der produzierte Ausschuss lag in der Regel nicht an der Kamera, sondern am Anwender.

Um das zu klären war ich mit der Kamera am Samstag kurz in Stuttgart und am Sonntag auf dem Segelfluggelände Hahnweide.

EOS 5D-2Canon EOS 5D mit EF 300mm 4,0L USM, 1/8000 Sekunde, Blende 4,0

Am Samstag gab es in Stuttgart eigentlich nichts Besonderes zu sehen, aber ich wollte ja auch nur Testaufnahmen machen. Die Ergebnisse, waren von der technischen Seite her durchaus ansprechend. Es funktionierte alles problemlos, was ich eigentlich auch erwartet hatte, da das Autofokussystem der EOS 5D mit dem der der EOS 20D nahe verwandt ist.

Am Sonntag auf der Hahnweide hatte ich dann aus Gewichtsgründen nur die Kamera und das 70-200mm 4,0L USM mit dem Extender 1,4 dabei. Das war von der Brennweite her teilweise etwas kurz, da ja der gewohnte 1,6er Crop Faktor fehlte. Da der Extender die AF Geschwindigkeit etwas herunterregelt und man an der Hahnweide die Flieger recht frontal bekommen kann, war das durchaus aussagefähig, was die Leistung des AF-Systems anging.

EOS 5D-3Canon EOS 5D mit EF 70-200mm 4,0L USM + Extender 1,4 @ 280mm, 1/640 Sekunde, Blende 8

Ein 100% Crop aus diesem Bild eines Grunau Babys zeigt, das die Kamera der Aufgabe problemlos gewachsen war, das Bild ist bis auf Pixelebene scharf.

EOS 5D-3-Crop100% Crop: Canon EOS 5D mit EF 70-200mm 4,0L USM + Extender 1,4 @ 280mm, 1/640 Sekunde, Blende 8

Das spricht im übrigen auch für die Qualität des 70-200mm 4,0L  USM, welches den 1,4er Extender problemlos bedienen kann. Ob das so auch noch an einer 50D mit ihren sehr kleinen Pixeln funktioniert? Daran habe ich begründete Zweifel.

Das Ergebnis:
Für meinen Bedarf ist die Leistung der EOS 5D im AI-Servo vollkommen ausreichend. Der grosse Pixelpitch der EOS 5D sorgt dafür das meine Tele Objektive auch mit Extender noch eine sehr gute Leistung zeigen.

Der Wermutstropfen:
Jedes Ding hat seine Vor- und Nachteile. Das gilt auch für die EOS 5D, bzw. das Vollformat. Mein 300mm Tele hat nun „echte“ 300mm und nicht mehr gefühlte 480mm, wie am 1,6er Crop der zweistelligen EOS. Dafür ist ein 15 mm Weitwinkel nun auch wirklich ein 15mm Bildwinkel und das im Zulauf befindliche 16mm Fisheye wird dann zeigen was 180 Grad diagonaler Bildwinkel sind.

EOS 5D-4Ausschnitt: Canon EOS 5D mit EF 70-200mm 4,0L USM + Extender 1,4 @ 280mm, 1/1000 Sekunde, Blende 9

Das Fazit:
Für mich war die Entscheidung fürs Vollformat die Richtige. Die EOS 5D eröffnet mir, nicht zuletzt dank ihrer Low- und High-ISO-Fähigkeiten weitere fotografische Möglichkeiten z.B. im Bereich der Hochzeitsfotografie und ist dennoch problemlos auch im Bereich der Luftfahrtfotografie einzusetzen. Eine helle Freude ist der große gut zu überblickende Sucher und das „normale“ Freistellungspotential des Vollformates. Den Wermutstropfen das die Teleobjektive gefühlt kürzer werden nehme ich dafür gerne in Kauf. Echte 420mm (das EF300mm 4,0L USM + 1,4er Extender) reichen mir in der Praxis fast immer.

2 Kommentare

  1. Oft werden die Königskameras der 1er Klasse auch wirklich nur zu hoch gelobt. Was man natürlich echt nicht vernachlässigen darf ist der Autofokus und die Serienbildgeschwindigkeit. Da darf man getrost sagen: einmal 1d immer 1d. Fand Deinen Bericht auch wegen dem „Crop“ sehr nett geschrieben.

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