Heute habe ich mein neues EFs 18-200 3,5-5,6 IS erst einmal auf Herz und Nieren getestet. Ist es wirklich solch ein Flaschenboden wie einen die Beiträge in manchen Foren glauben lassen? Da es mir um die Praxistauglichkeit der Optik geht sind hier nachbearbeitete und nachgeschärfte Bilder zu sehen. Es geht um das, was dieses einfache Superzoom mit Image Stabilisator in der Praxis möglich macht, nicht um Pixelpeeperei in Raw-Dateien.

Um das herauszufinden bin ich mit der Optik ins Mercedes Museum gegangen und habe das Objektiv und den Image Stabilisator ein wenig herausgefordert.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 170mm, Blende 9,5, 1/250 Sekunde

Der IS (Image Stabilisator):

Im Museum angekommen geht es mit dem Aufzug erst einmal hinauf. Hier kann das EFs 18-200 nun zum ersten mal zeigen, was sein IS kann.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 18mm, Blende 4,5, 1/10 Sekunde

Eine 1/10 Sekunde bei 18mm Brennweite (28mm KB-Equivalent) erweisen sich dabei als freihand gut handelbar. Das Bild ist scharf, die sich bewegenden Personen beginnen schon zu verwischen. Es ist schon beeindruckend, was der Image Stabilisator von Canon hier möglich macht.

Das lässt mich im Verlauf des Besuches noch extremere Dinge wagen. Mit aufgestützen Ellenbogen wage ich es selbst bei längeren Brennweiten mit derartig langen Belichtungszeiten zu arbeiten.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 110mm, Blende 5,6, 1/10 Sekunde

Schärfe und optische Qualität:

Auch ein Crop aus diesem Bild zeigt, einmal nachgeschärft eine  durchaus akzeptable Schärfe. Allerdings entdeckt man bei genauem Hinsehen auch die doch recht heftige chromatischen Aberrationen des Objektives (und den nicht ganz neuwertigen Zustand des gezeigten Mercedes W123). Diese lassen sich bei neueren Canon Bodys übrigens mit der DPP Software von Canon automatisch herausrechnen.  Das gilt auch für die im Weitwinkelbereich doch recht kräftige tonnenförmige Verzeichnung.

18-200 Mercedes
100% Crop EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 110mm, Blende 5,6, 1/10 Sekunde

Das Bokeh empfinde ich als angenehm.  Obwohl die Optik mit 6 Blendenlamellen auskommt ergeben sich aufgrund deren gerundeter Form doch fast runde Reflexionsflecken im Unschärfebereich.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 160mm, Blende 5,6, 1/30 Sekunde

Der Autofokus:

Und weiter geht es mit der Bilderauswahl aus dem Tempel der Mercedes(wall)fahrer. Das Bild vom Kurzhauber hinter dem wunderschönem Ponton entstand ebenfalls mit aufgelegtem Ellenbogen. Der Autofokus der Optik arbeitete auch bei schlechten Lichtverhältnissen an der EOS 20D präzise und recht fix. Auch das Geräusch des Micromotors war nicht störend laut. Was aufgrund des Mikromotor Autofokus nicht geht ist ein manuelles Eingreifen in die Fokussierung (FTM).

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 90mm, Blende 5,6, 1/10 Sekunde

Verarbeitung und Haptik:

Die Verarbeitung des Objektivs und die Haptik, sind für ein Vollkunststoffobjektiv mit herausfahrendem Rüssel durchaus wertig. Die Frontlinse dreht sich beim Fokussieren nicht mit, was den Einsatz von Polfiltern vereinfacht. Es wackelt da im Unterschied z.B. zum EF 28-135 IS USM nichts.  Auch der Zoom läuft sauber und gleichmässig. Was mich allerdings massiv gestört hat, ist das der Zoomrüssel, wenn man Kamera und Objektiv an der Handschlaufe baumeln lässt, automatisch der Schwerkraft folgend Richtung Tele ausfährt. Zwar gibt einen Zoom-Lock-Schalter, der in WW-Stellung greift, doch das andauernde Ver und Entriegeln desselbigen fand ich doch recht störend.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 18mm, Blende 4,5, 1/45 Sekunde

Fazit:

Für den aufgerufenen Preis (bei ebay neu aus EOS 50D Kits ab 400 Euro) bietet mir das EFs 18-200 3,5-5,6 IS als kompaktes Reise- und „Immerdabei“- Zoom zwar keine Spitzenleistungen, aber durchaus Leistungen die problemlos für Abzüge bis 40 mal 60cm taugen. Wenn man dazu noch eine EOS Kamera hat die die Fehlerkorrektur von Canons DPP nutzen kann, dann lassen sich einige der Schwächen des Objektives automatisch per Software korrigieren.

18-200 Mercedes
EFs 18-200 3,5-5,6 IS @ 100mm, Blende 5,6, 1/60 Sekunde

3 Kommentare

  1. Hallo,

    vielen Dank für den interessanten Beitrag. Stehe kurz vorm Umstieg von der 350D auf die 50D.
    Als Tele nutze ich momentan das 55-250 von Canon…bin aber am überlegen, ob ich mir nicht zu meinem 17-50 2,8 von Tamron das 18-200 kaufe und somit das 55-250 ablöse.
    Für meine nächste Rucksackreise nach Vietanm fände ich das 18-200 praktischer und die Bilder oben haben mich überzeugt.
    Hast du die Bilder nachgeschärft?

    Gruß
    Martin

  2. Hallo Martin,
    für den sehr anpruchsvollen Sensor der 50D bloß nicht das Tamron 18-200mm kaufen, das ist schon an der 350D kaum zu gebrauchen (habe beide Canons !). Auch das 18-200mm von Canon dürfte an der 50D Probleme haben. Da gehen nur die neuen 15-85mm IS und 18-135mm IS als Immerdraufs einigermaßen. Die hier gezeigten Fotos sind an der 20D entstanden (8 Mio. Pixel wie 350 D). Aber auch die beiden Objektive sind Kompromisse an der 50D, sind aber in Fotohits an der 50D mit sehr guten Ergebnissen getestet worden. Der Stabi ist beim 18-135mm der Hit – bei 135mm+1/6 sec. scharfe Bilder möglich – kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Für knackscharfe Fotos mit der 50D musst du schon in höherwertiges Glas investieren…

    gruß dj

  3. Author

    Den Aussagen von DJ kann ich inhaltlich durchaus zustimmen.
    Wobei man aber auch deutlich sagen muss, das nur sehr wenige Optiken eine 100% Schärfe auf dem Sensor der 50D oder der 7D liefern.

    Das 18-200 IS reicht auch bei diesen Kameras aber locker für Abzüge bis A2 aus (was in der Praxis meistens vollauf genügen dürfte). Qualitativ besser ist natürlich das neuere und teuere 18-135 oder eben noch besser das 18-85ger. Die Frage ist aber immer: Was brauche ich für meine fotografischen Bedürfnisser wirklich?

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